Krankenhausgebäude Wangen, Lindenberg und Lindau

Krankenhausreform

Strukturgutachten Region Westallgäu

Gemeinsames länder- und trägerübergreifendes Gutachten zur zukünftigen Krankenhausversorgung im Westallgäu

Im Westallgäu haben sich die drei Krankenhäuser Rotkreuzklinikum Lindenberg, Asklepios Klinik Lindau sowie die Oberschwabenklinik Wangen im Zuge der Krankenhausreform zusammengeschlossen, um gemeinsam eine zukunftsfähige Strategie für die regionale, länderübergreifende Krankenhausversorgung zu entwickeln. 2perspectives begleitete das Projekt, aus dem ein umfassendes Strukturgutachten mit klaren Handlungsempfehlungen hervorgeht.

Hintergrund: Wieso das Gutachten beauftragt wurde

Das Projekt wurde initiiert, da sich die drei Krankenhausstandorte Lindenberg, Lindau und Wangen zunehmend veränderten Rahmenbedingungen und wachsenden Herausforderungen gegenübersahen. Neben allgemeinen Entwicklungen wie steigenden medizinischen Anforderungen, Fachkräftemangel und demografischem Wandel belasten insbesondere geringe Auslastungen, Doppelvorhaltungen von Leistungen sowie ein aufsummiertes operatives Defizit der drei Standorte von –13,9 Mio. EUR im Jahr 2023 die Situation. Zusätzlich verschärfen hohe Instandhaltungskosten und der perspektivische Bedarf an Investitionen die wirtschaftliche Lage. Die Krankenhausreform (KHVVG) verstärkt diesen Veränderungsdruck zusätzlich und macht deutlich, dass bestehende Strukturen grundlegend überprüft und an die aktuellen wie auch künftigen Versorgungsbedarfe angepasst werden müssen.

Das Gutachten zielt darauf ab, eine belastbare Grundlage für Entscheidungen zu schaffen, um die Krankenhausversorgung im Westallgäu langfristig zukunftsfähig und wirtschaftlich tragfähig aufzustellen.

Kooperation anstatt Konkurrenz

Trotz ihrer unmittelbaren Konkurrenz zueinander haben sich die drei Krankenhausstandorte auf eine enge Zusammenarbeit eingelassen. Alle drei Einrichtungen werben im Wesentlichen um das gleiche Patientenklientel, was sich durch die geografische Nähe sowie die Überschneidungen im medizinischen Leistungsspektrum erklären lässt. Hinzu kam die besondere Komplexität des Projektsettings, da unterschiedliche Stakeholder aus zwei Bundesländern (Bayern und Baden-Württemberg) sowie aus verschiedenen Trägerstrukturen (öffentlich, freigemeinnützig, privat) eingebunden waren. Diese Ausgangslage führte zu einem hohen Abstimmungsbedarf und erforderte ein hohes Maß an Vertrauen und Kompromissbereitschaft. Im Projektverlauf verschärfte sich die Situation zusätzlich durch die Insolvenz des Rotkreuzklinikums Lindenberg, was den Handlungsbedarf noch einmal deutlich verstärkte.

Mit einem Integrierten-Ansatz die richtige Strategie für med. Qualität und Ökonomie der Region entwickeln

Das Projekt wurde mithilfe eines integrierten Ansatzes umgesetzt, der Analyse, Planung und Entscheidungsfindung als zusammenhängenden Prozess verbindet und verschiedene Perspektiven berücksichtigt. Ausgangspunkt bildete eine umfassende Analyse der Strukturen, Leistungsangebote und Kennzahlen aller Standorte. Die Betrachtung unterschiedlicher Standortszenarien ermöglichte die Bewertung verschiedener Optionen für die künftige Gesundheitsversorgung, darunter auch ein 1-Standort-Szenario, das einen idealtypischen Standort anhand zentraler Kriterien wie Erreichbarkeit und Anbindung berücksichtigte. Als Ergebnis entstand ein zukunftsfähiges Strukturkonzept, das sowohl datenbasierte Faktoren wie Demografie, ambulante Versorgungsentwicklung und Krankheitsinzidenzen als auch die medizinische Expertise und regionale Erfahrung der Beteiligten integriert. Parallel dazu wurden die Effekte möglicher Maßnahmen bewertet und priorisiert, um sicherzustellen, dass die künftige Versorgung nicht nur wirtschaftlich tragfähig, sondern auch bedarfsorientiert und patientenfreundlich ist.

Ergebnisse

Die Ergebnisse verdeutlichen, wie eine zukunftsfähige Krankenhausversorgung im Westallgäu gestaltet werden kann und welche Potenziale sich daraus für die Region ergeben.

Versorgung und medizinische Struktur

Das Gutachten empfiehlt die Konzentration der stationären Versorgung auf einen Standort, um die Versorgung effizient und flächendeckend sicherzustellen. Schwerpunkte liegen in der Grund- und Regelversorgung, sowie in der Orthopädie, Wirbelsäulenchirurgie, Geriatrie, Alterstraumatologie und Geburtshilfe. Notfallversorgung und ambulante Leistungen werden gezielt ausgebaut, um die Versorgung flexibel und patientenorientiert zu gestalten.

Kapazität und Infrastruktur

Am neuen Standort sind 258 bis 288 Betten sowie rund sieben OP-Säle vorgesehen, wodurch jährlich etwa 14.500 bis 15.700 Patientinnen und Patienten stationär behandelt werden können. Die Bündelung der Infrastruktur ermöglicht eine effizientere Nutzung von Personal, Material und Räumlichkeiten und reduziert die bisherige Doppelvorhaltung. Wegezeiten für Personal und Patienten wurden bei der Lokalisation des Standortes berücksichtigt.

Wirtschaftlichkeit Effekte und Effizienzgewinne

Die Zusammenführung der bisherigen Standorte eröffnet mehrere wirtschaftliche Vorteile:

  1. Ausgleich von Defiziten: Die Zusammenführung der bisherigen Standorte gleicht wirtschaftliche Defizite aus und sichert trotz notwendiger Investitionen einen tragfähigen Betrieb.
  2. Gezielte Investitionen: Notwendige Instandsetzungen und Investitionen an den bisherigen Standorten fließen gebündelt in den neuen Standort, wodurch eine zukunftsfähige Infrastruktur entsteht.
  3. Reduktion von Doppelvorhaltung: Infrastruktur, Personal und Ressourcen werden effizient gebündelt, wodurch Mehrkosten deutlich gesenkt werden.
  4. Senkung der Kosten für Fremdpersonal: Durch die effizientere Nutzung interner Ressourcen reduziert sich der Bedarf an externem Personal.

Regionale und strategische Wirkung

Das Konzept legt eine solide Basis für die langfristige Versorgung der Bevölkerung. Es berücksichtigt demografische Effekte, die Entwicklungen von Krankheitsbildern und Inzidenzen, sowie steigende Anforderungen an Spezialversorgung. Gleichzeitig entsteht ein zukunftsfähiges, wirtschaftlich tragfähiges Klinikum, das die Versorgungssicherheit im Westallgäu langfristig stärkt und als Modell für übergreifende Krankenhausplanung dienen kann.

Unsere Leistungen im Projekt

Fazit: Mit einer gemeinsamen Vision die zukünftige Krankenhausversorgung neu denken

Mit einer gemeinsamen Vision wurde ein Konzept entwickelt, das über institutionelle Grenzen hinaus wirkt und die Grundlage für eine zukunftsfähige Krankenhausversorgung legt. Zentral für den Erfolg war die konsequente Einbindung aller relevanten Fachkompetenzen sowie die systematische Verknüpfung von Daten, Expertise und regionaler Praxis. Das Projekt zeigt Vorbildcharakter, indem es verdeutlicht, dass Gesundheitsversorgung vernetzt und übergreifend gestaltet werden muss.

Kontakt

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