
Innovation & Digitalisierung
Keine sektorenübergreifende Versorgungseinrichtung ohne Telemedizin
Der Druck auf kleine Krankenhäuser wächst – viele Standorte der Grund- und Regelversorgung stehen vor dem Aus. Gleichzeitig ist der Bedarf an wohnortnaher medizinischer Betreuung ungebrochen hoch, wie die zunehmenden Proteste gegen Klinikschließungen zeigen. Sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen (süV) sollen hier neue Perspektiven schaffen. Entscheidend für ihren Erfolg sind telemedizinische Kooperationen, die kleinere Standorte digital an größere Krankenhäuser anbinden. Sie sichern Qualität, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit – vorausgesetzt, die notwendige Infrastruktur wird konsequent aufgebaut.
süV: Ein Reformbaustein mit vielen Fragezeichen
SüV bilden einen wichtigen Baustein der Krankenhausreform. Sie sollen dort, wo klassische Strukturen nicht mehr tragfähig sind, die wohnortnahe Gesundheitsversorgung sichern. Sie entstehen durch die Umwandlung bestehender Krankenhäuser und übernehmen ein begrenztes Spektrum stationärer Leistungen, das durch ambulante Angebote und sektorenübergreifende Kooperationen ergänzt wird. Eine Notfallversorgung ist dagegen explizit ausgeschlossen – was die tatsächliche Rolle dieser Einrichtungen in der regionalen Versorgungslandschaft einschränkt.
Unklar bleibt bisher, welche konkreten Leistungen verpflichtend erbracht werden müssen. Ebenso fehlen eindeutige Vorgaben dazu, welche weiteren stationären Leistungen durch telemedizinische Kooperation erbracht werden dürfen. Diese sollen bis Ende 2025 durch die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die Krankenkassen verbindlich festlegt werden. Auch die Vergütungsmodalitäten sind noch nicht abschließend geregelt.
Zusammenfassend könnten süV ein wichtiges Instrument zur Sicherung der Versorgung in der Fläche darstellen. Zugleich bestehen jedoch ebenso viele offene Fragen wie Chancen.
Keine süV ohne telemedizinische Kooperation
Die Verzahnung der ambulanten und stationären Versorgung gelingt nur durch die digitale und kooperative Vernetzung aller an der Versorgung Beteiligten. Ein zentrales Element sind dabei telemedizinische Kooperationen zwischen Krankenhausstandorten. Ihre Bedeutung zeigt sich nicht zuletzt in der festen gesetzlichen Verankerung im Sozialgesetzbuch.
Telemedizinische Kooperationen schaffen Chancen auf drei Ebenen: Sie sichern die wohnortnahe Versorgung, sie erhöhen die Behandlungsqualität und sie ermöglichen einen effizienten Betrieb von süV.
- Fachwissen vor Ort verfügbar machen: Telemedizinische Kooperationen sichern die wohnortnahe Versorgung, halten Qualitätsstandards ein und erweitern das Leistungsangebot – insbesondere in ländlichen Regionen.
- Behandlungsqualität durch digitale Anbindung: Telemedizinische Vernetzung ermöglicht Echtzeit-Zugang zu Fachwissen und Fallkonferenzen und digitale Visiten sowie Telekonsile sichern auch in Randzeiten eine hohe Behandlungsqualität
- Ressourceneffizienz im Betrieb: Telemedizinisch unterstützte Rufdienste ersetzen Präsenzdienste, vermeiden unnötige Verlegungen und entlasten Fachkräfte; zugleich sinkt der Bedarf an vorgehaltener Spezialexpertise bspw. im Bereich Diagnostik und Befundung
Ohne Infrastruktur keine telemedizinische Kooperation
Ohne eine verlässliche digitale Infrastruktur kann Telemedizin ihr Potenzial nicht entfalten. Zwar zeigen Studien, dass Ärzt:innen, Patient:innen und Angehörige offen für telemedizinische Konzepte sind, doch in der Praxis scheitert die Umsetzung oft an komplizierten Prozessen, inkompatiblen Anwendungen und fehlender Standardisierung. Medienbrüche, Doppelarbeit und Informationsverluste sind die Folge, verschärft durch veraltete Technik oder geringe Bandbreiten.
" Damit telemedizinische Kooperationen gelingen, braucht es performante, sichere und interoperable Systeme, die bestehende Anwendungen nahtlos verbinden, Prozesse vereinfachen und modular erweiterbar sind. Sicherheit und Datenschutz müssen dabei von Beginn an mitgedacht werden".
Zusammenfassung und Ausblick
Telemedizinische Kooperation ist mehr als die digitale Vernetzung von Standorten – sie ist ein zentraler Baustein einer zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung.
Die Krankenhausreform eröffnet hier konkrete Chancen: Der Transformationsfonds fördert sowohl die Umwandlung von Standorten in süV als auch den Aufbau leistungsfähiger digitaler Strukturen. Förderfähig sind insbesondere Investitionen in interoperable und sichere IT- und Kommunikationssysteme, die eine reibungslose Zusammenarbeit ermöglichen.
Für Krankenhausmanager:innen bedeutet das: Wer einen Standort zur süV entwickelt, muss Telemedizin frühzeitig in die Fördermittelstrategie integrieren. Wichtig ist, bereits vor Antragstellung mit ambulanten und stationären Partnern ins Gespräch zu kommen. So lassen sich unterschiedliche Standards und Insellösungen vermeiden und gemeinsame Plattformen schaffen, die eine nachhaltige, sichere und interoperable Kooperation ermöglichen.
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